Über das "Ja" sagen und "Nein" meinen.

"Kannst du mal schnell noch...", "Würdest du bitte mal...", "Hast du Zeit für...".

Manchmal habe ich diese Satzanfänge gehört und habe schon JA gesagt, bevor ich überhaupt wusste, worum es geht. Fun fact: es gab echt einige Situationen, in denen der Stress in mir so verdammt groß war, weil ich weder die Energie dazu hatte noch meine Prioritäten verschieben wollte. Ein ganz klassischer Fall von:
Ja sagen und Nein denken.

Kennst du auch?

Der Weg,

• zu erkennen, wie stark gerade meine Kapazitäten sind und ob ich etwas leisten kann oder nicht
• "Nein" sagen zu lernen, ohne dass es sich irgendwie falsch oder egoistisch anfühlt

war auf jeden Fall nicht leicht für mich. Denn einerseits war ich gewohnt, durch meine absurd hohe Hilfsbereitschaft sehr viel Aufmerksamkeit und Anerkennung von meinem Umfeld zu bekommen. Und auch mein Umfeld war gewohnt, mit sämtlichen Bitten auf mich zukommen zu können. Besonders schwer gefallen ist mir der Weg im Rahmen von sehr nahestehenden Menschen und im Arbeitsumfeld.

Und wenn du jetzt denkst "ich will AUCH Nein sagen können ohne mich schlecht zu fühlen", dann kann ich eins schon einmal spoilern: das lässt sich lernen. Wirklich ❤️

Aber warum eigentlich das ganze Ja-sagen obwohl man Nein meint?

Wir Menschen haben nun einmal ein sehr starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Schließlich war es früher auch sicherer, in einer Gruppe zu sein wenn der Säbelzahntiger kommt, als alleine kämpfen zu müssen ;-)
Und es spricht absolut nichts dagegen, anderen einen oder mehrere Gefallen zu tun, wenn

• du ausreichend Kapazitäten hast
• es sich gut anfühlt
• du dadurch nicht in Straucheln gerätst und es in Stress ausartet
• du deine Bedürfnisse und Ziele dafür nicht hinten anstellen musst

Und auch da - das kann man ja alles mal machen. In einem Notfall auch mal über die eigenen Kapazitäten zu gehen und mehr zu tun, als man sich gerade in der Lage fühlt. Nur dauerhaft kann das problematisch werden. Vor allem dann, wenn zwischendrin die Zeit fehlt, zu entspannen und mal durch zu atmen. Oder eben die notwendigen Ressourcen, andere Aufgaben verschieben oder verteilen zu können.

Was passiert denn dann eigentlich, wenn wir ständig zustimmen anstatt abzulehnen, wenn wir keine Kapazitäten haben?

• Das löst Stress aus.
• Das kan dazu führen, dass wir körperliche Verspannungen oder andere Symptome bemerken. Und das kann dauerhaft auch zu viel Wut im Bauch führen.
• Das kann dazu führen, dass uns der oder die Mensch(en), die uns um Gefallen bitten, unsympathisch werden und wir uns von diesen Menschen abwenden. Und diese Menschen wissen dann nicht einmal warum - weil sie haben ja "nur" gefragt und du hast doch "ja" gesagt. Das mit dem "hinter die Stirn gucken" funktioniert leider nicht so gut, vor allem dann nicht, wenn man selbst in den eigenen Themen fest drin steckt.

Da könnte ich jetzt noch ganz viel auflisten - kurz gefasst:
Es nutzt dir und deinem Umfeld, deinen Freundschaften, Beziehungen, deiner Familie und deiner Stimmung am Arbeitsplatz deutlich mehr, wenn du weißt, wie viel du geben kannst und willst. Ein "Nein" zu anderen ist im Zweifel nicht nur das bekannte "Ja zu dir selbst", sondern viel mehr kannst du dadurch auch authentisch sein. Natürlich wird es für dein Umfeld erst einmal eine Umgewöhnung sein, eine Ablehnung von dir zu erfahren. Und selbstverständlich wird niemand gerne zurückgewiesen. Doch der Vorteil, dass die Menschen wissen woran sie bei dir sind und damit auch wissen, dass sie bei dir ebenfalls offen sagen können, ob sie unterstützen wollen/können oder nicht, ist so viel wert.

Und auch ein NEIN kann man ja sehr nett formulieren:

• Ich würde dir gerne helfen und gerade habe ich leider keine Kapazitäten dafür, da ich selbst XY noch fertig bekommen muss
• Heute kann ich das leider nicht abfangen, wenn du möchtest können wir gerne gemeinsam kurz schauen, welche Alternative wir finden können oder wer noch in Frage kommt, dir zu helfen
• Danke, dass du mir deine Aufgabe anvertraust, leider kann ich das gerade nicht zusätzlich abfangen. Lass uns doch gerne mal dazu sprechen, wie wir das zukünftig besser aufteilen können?

Probier es doch einmal aus. Und wenn die Hilfen nicht in die (wiederkehrenden) Situationen deiner Welt passen und du Unterstützung dabei brauchst, gesunde Grenzen zu setzen, dann vereinbare doch gerne HIER einen Termin mit mir und wir finden gemeinsam eine Lösung 🔥